Thabilé

Es gibt Sängerinnen, die mit der einnehmenden Dringlichkeit ihrer Stimme die Zuhörer so tief im Inneren berühren, als würden sie von einer göttlichen Erscheinung sanft in den Schlaf gestreichelt. Aber auch Sängerinnen, deren Gesang mit derart majestätischer Wucht daherkommt, dass man nicht anders kann, als regungslos zu verharren. Und jene, die mit ihrer Stimme eine Kraft freisetzen, als hätte man einen Schirmchen-Cocktail voller Glückshormone genossen. Und es gibt Ausnahmesängerinnen, die all diese Facetten zugleich in sich vereinen. Eine von ihnen ist Thabilé.

Geboren und aufgewachsen in einem Township nahe Johannesburg, hat Thabilé früh zur Musik gefunden. Ihre Mutter tourte als Chorsängerin durch die ganze Welt, und Thabilé wusste schon im Kirchen- und Schulchor, dass sie ebenfalls einmal Sängerin sein wollte. Für ein Wirtschaftsstudium verließ die Südafrikanerin ihre Heimat und kam über Umwege nach Stuttgart, wo sie 2014 ihren Bandleader und Produzenten Steve Bimamisa aus dem Kongo kennenlernte und ihrer Liebe für das Singen neuen Raum gab.

Die Songs von Thabilés zweitem Album „Read My Lips“ lassen Jazz, Soul, Afro, Gospel, Pop und R ’n’ B scheinbar mühelos ineinanderfließen, und die mit hervorragenden Jazzern besetzte Band sorgt für einen feinen kammermusikalischen Ton und mitreißende Grooves. Live lädt Thabilé, das Energiebündel mit dem großen dankbaren Lächeln, das Publikum ein, mehr zu erfahren vom südlichen Afrika. Sie erzählt von den Ghettos und Townships, die friedensstiftende Menschen wie Nelson Mandela ebenso hervorbringen wie Gewalt und Elend. Sie öffnet das Tor zum Garten ihrer Großmutter, dessen Zitronen, Äpfel, Gemüse und Kräuter lange für sattes Familienglück sorgten. Thabilé setzt mit ihrer Musik ein mitreißendes und berührendes Zeichen der Hoffnung, der Lebenszugewandtheit und der Wärme – als ginge über Afrika eine sanfte, Glück spendende Sonne auf.
 

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Fotos © Daniela Meise